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Geht schädliche Strahlung vom Funkturm aus? Initiative will Bürgern Ängste nehmen
wrog Schepsdorf.

„Ich kann nicht ausschließen, dass es der Funkturm ist, aber ich kann es mir nicht wirklich vorstellen.“ Dieses persönliche Fazit zog Prof. Dr. Dirk Fischer vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der Fachhochschule Münster bei einer Informationsveranstaltung in Schepsdorf. Eingeladen hatte eine Initiative Schepsdorfer Bürger, die sich mit der in ihren Augen auffallend hohen Zahl von Krebserkrankungen in bestimmten Bereichen des Lingener Ortsteils befasst und hierfür den Schepsdorfer Funkturm als Ursache sieht.

„Wir sind keine Technikgegner. Wir wollen objektive Aufklärungsarbeit leisten, auch um Ängste zu nehmen.“ Mit diesen Worten begrüßte Karl Rickling über 100 Schepsdorfer, die sich versammelt hatten, um mehr über die im Bereich Kiefernstraße, Falterweg und Libellenweg aufgetretenen Krebserkrankungen zu erfahren.
Fischer erläuterte in seinem Vortrag die physikalischen Grundlagen der Hochfrequenz- und Sendetechnik und die damit verbundene Strahlenbelastung. Diese sei in der Regel zu gering, um Menschen damit körperlich zu schädigen. „Wenn sie in der Umgebung von Sendeanlagen die Einzigen sind, die dieses Problem haben, würde ich nach anderen Ursachen suchen“, riet Fischer den Schepsdorfer Bürgern.
Mit diesem Rat stellte er zwei Probleme heraus. Einerseits ist eine signifikante Häufigkeit von Krebserkrankungen in den genannten Schepsdorfer Straßen noch nicht wissenschaftlich belegt. Andererseits sind weitere Gründe außer dem Funkturm für die Erkrankungen nicht ausgeschlossen.
Diese Probleme wurden auch im Vortrag von Dr. Frank Schnieders aus Hamburg deutlich. Der in Schepsdorf aufgewachsene Biochemiker erläuterte die Ursachen für Krebserkrankungen, deren Verlauf und die Häufigkeit ihres Auftretens. „Es hat keinen Sinn, eine mögliche Quelle einer anderen voranzustellen“, warnte Schnieders vor einer voreiligen Festlegung auf einen bestimmten Verantwortlichen für die mutmaßlich überdurchschnittlichen Krebsfälle in Schepsdorf. Man müsse wissenschaftlich an diese Sache herangehen. Es sei der allerletzte Schritt, Verantwortliche zu suchen. Krebs werde stets durch mehrere Faktoren ausgelöst. Stress, Lebensstil und zahlreiche Umwelteinflüsse könnten Verursacher einer Krebserkrankung sein.

Diesem Urteil schloss sich auch die Initiative der Schepsdorfer Bürger an, die im Funkturm die Ursache für viele Krebserkrankungen sieht. Ihr Sprecher Karl Rickling sagte: „Der Funkturm steht gleichbedeutend mit anderen Quellen. Wir können den Turm nur als Ursache benennen, wenn andere Faktoren auszuschließen sind.“ Daher müsse man jetzt auch andere Gründe für die Krebserkrankungen, wie beispielsweise eine mögliche Kontaminierung des Bodens, im betreffenden Bereich von Schepsdorf untersuchen. Ortsbürgermeister Peter Scholz teilt diese Meinung. „Man kann nicht monokausal vorgehen, sofern die Zahl der Krebserkrankungen überhaupt erhöht sein sollte.“

Die Beteiligung an der Veranstaltung zeige, wie ernst man das Thema in Schepsdorf nehme. Die Sorgen der Einwohner zu bestätigen oder zu nehmen sei Ziel der Aktion. Deshalb würde der Ortsrat die Initiative im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen. „Es wird ein Messgerät des Bundesamtes für Strahlenschutz auf dem Sportgelände in Schepsdorf aufgestellt werden. Dieses Gerät wird danach auch im Bereich der Kiefernstraße installiert, um Vergleichsmessungen zwischen einem betroffenen und nicht betroffenen Bereich zu ermöglichen“, erläutert Rickling den nächsten Schritt der Initiative. Dieses Gerät messe die vom Funkturm ausgehende Strahlenbelastung. Über das weitere Vorgehen werde man beraten. „Die Angst der Schepsdorfer können wir nur ernst nehmen, wenn wir die Sache objektiv angehen.“

Der Funkturm überragt Schepsdorf. Ob von ihm krebsverursachende Strahlung ausgeht, soll unter anderem mit einem Messgerät ermittelt werden.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Lingener Tagespost [05/2008]


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